Planung einer Firmeinheit

Tipps und Tricks für die Planung einer Firmeinheit, vom Firmgruppenstart bis hin zum gemeinsamen Gebet.

Grundsätzliches

Rahmenbedingungen

Ort
  • Idealerweise findet die Firmvorbereitung immer im selben Raum statt. Der Raum sollte von der Pfarre zur Verfügung gestellt werden. Plakate und Gestaltungselemente können so über mehrere Einheiten hinweg im Raum erhalten bleiben.
  • Versuche die Dekoration des Raumes auch den Themen der Gruppenstunden anzupassen.
  • Ein ansprechender Raum hilft Stimmung zu übertragen. (z.B. Stehlampen statt Neonröhren)
Zeit
  • Entscheidet über den Zeitpunkt der Firmeinheiten, gemeinsam mit den Jugendlichen. Neben Schule, Arbeit und ehrenamtlichen Engagement sind Jugendliche nicht mehr so flexibel. Vielleicht gibt es einen Tag, an dem die Jugendlichen nicht so lange Schule haben?
  • Regelmäßige Firmeinheiten helfen Vertrautheit in der Gruppe wachsen zu lassen.
Gruppenregeln
  • Nehmt euch in der ersten Firmeinheit Zeit Gruppenregeln zu erarbeiten.
  • Was ist euch wichtig für die gemeinsame Zeit? Respektvoller Umgang? Pünktlichkeit? Vertrauen?

Phasen einer Gruppenstunde

Ankommen
  • Begrüße deine Jugendlichen persönlich, wenn sie zur Firmvorbereitung ankommen. Versuche alle Vorbereitungsarbeiten bereits abgeschlossen zu haben.

 

  • Beginnt mit einem gemeinsamen Gebet und einer auflockernden Methode, die ins Thema führt.
Themeneinstieg
  • Mach deine Jugendlichen neugierig auf dein Thema: mit einem kurzen Video, einem Zeitungsartikel, eine Methode, Karikaturen oder Musik.
  • Je intensiver du dich selbst mit dem Thema beschäftigt hast, umso leichter kannst du andere davon begeistern.
Bearbeitung des Themas
  • Biete neben inhaltlichen Input auch die Möglichkeit zu Gespräch und Diskussion.
  • Lasst auch die Pfarre wissen, worum es bei euch geht und gestaltet hin und wieder mit euren Themen einen Artikel fürs Pfarrblatt oder die Homepage.
Aktualisierung und Gegenwartsbezug
  • Was hat das Thema mit dem eigenen Leben zu tun? Welche Bedeutung hat es für mich? Was kann ich mir mitnehmen?
  • Lasst auch gestalterische Elemente einfließen: Brief an mich, Symbole, Gruppenbuch gestalten, Bibelverse auf Leinwand malen, etc.
Abschluss
  • Beendet die Einheit gemeinsam mit einem Lied oder Gebet.
  • Bibelworte mitgeben.
  • Reflexionsrunde.
  • Firmtagebuch: Nach jeder Einheit werden noch kurz Gedanken festgehalten.

Gebetszeiten

Festes Ritual
  • Bete von Anfang an mit deinen Jugendlichen.
  • Es sollte selbstverständlich sein, dass am Beginn oder Ende eines Treffens gebetet wird.
Atmosphäre schaffen
  • Mit einfachen Hilfsmitteln, kann man viel zur Stimmung beitragen: Abdunkeln des Raumes, Kerzen, Weihrauch, ruhige Musik, etc.
Lebensweltlicher Bezug
  • Gib Jugendlichen die Möglichkeit ihre Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Freuden in ihrer Sprache zum Ausdruck zu bringen.
Kontinuität
  • Stelle einen Zusammenhang her zwischen euren inhaltlichen Themen und den Gebetszeiten.
Methodenvielfalt
  • Manche Jugendliche singen gerne, andere nicht. Gestaltet eure Gebetszeiten abwechslungsreich, um allen die Möglichkeit zu geben ihre Form zu finden.
  • Plant auch Zeit für stilles Gebet ein. Nicht jeder möchte immer alles mit der Gruppe teilen.
Fordern, nicht überfordern
  • Habt Freude am Gebet und überfordert eure Jugendlichen nicht damit. Weniger bzw. kürzer ist manchmal mehr.

 

 

Auf Jugendliche zugehen

Jugendliche fordern uns heraus. Mit ihren Fragen, ihrer Suche nach gelingendem Leben, ihrer Kritik, …

Wie du jungen Menschen zeigen kannst, dass sie dir wichtig sind

Wahrnehmen
  • Nimm dir Zeit deine Firmlinge zu begrüßen, zeige ihnen, dass du dich freust sie zu sehen. Auch wenn die Diskussion letzte Woche mühsam war…
Authentizität
  • Sei du selbst!
  • Setzte dich selbst mit den Themen der Firmvorbereitung auseinander.
Prozessorientierung
  • Lass auch die Themen zu, die gerade in der Gruppe Thema sind. Firmvorbereitung braucht Vertrauen.
Pausen
  • Plane auch Pausen in euren Gruppenstunden ein, man sagt in den Pausen passiert das Wesentliche.
Austausch unter den FirmbegleiterInnen
  • Wenn ihr ein größeres Team seid, plant regelmäßig Treffen für euch ein. Tasucht euch aus, betet miteinander, besucht zusammen ein Seminar oder eine Weiterbildung.

Hier findest du 150 weitere Tipps, wie du jungen Menschen zeigen kannst, dass sie dir wichtig sind.

Gruppendynamik

Fremdheitsphase

Alles ist neu und unbekannt. Die Jugendlichen (und der/die Firmbegleiter/in) fühlen sich unsicher und angespannt. Sie sind der neuen, unbekannten Situation ausgeliefert. Wie sind die anderen? Werde ich Anschluss finden?  Was erwartet mich?

  • Unterstütze deine Gruppe beim Kennenlernen mit Namensspielen.
  • Sorge für Klarheit, lege Beginn-, End- und Pausenzeiten fest und hänge sie als Plakat an die Wand.
  • Lege Gruppenregeln mit allen fest.
Orientierungsphase

Ab nun beginnt die Rollenfindung. Jede/r sucht sich seinen/ihren Platz in der Gruppe. Es entsteht ein Netz von Gedanken, Wahrnehmungen, Beziehungen, Sympathien, Ablehnungen und Rangordnungen: Wer kommt mit wem gut aus? Wer diskutiert am intensivsten mit? Wer ist der/die beste Sportler/in? Wer hat am meisten Macht, seine/ihre Ideen durchzusetzen?

  • Achte auch auf die Jugendlichen, die sich in Gesprächen nicht so einbringen.
  • Gehe selbst mit gutem Beispiel voran und achte stets auf einen respektvollen Umgang.
Vertrautheitsphase

Die »Identität« der Gruppe ist nun gefestigt. Es bestehen die Rollen der einzelnen Gruppenmitglieder, es gelten feste Regeln und es existiert ein erstarktes »Wir-Gefühl« der Gruppe. Die Jugendlichen wissen, was sie voneinander erwarten können. Wichtig ist nun das »Miteinander«, Inhalte sind zweitrangig.

  • Versuche das Gruppenleben und die Inhalte miteinander zu verbinden.
Differenzierungsphase

Die Eigenart und Konturen der einzelnen Jugendlichen gewinnen an Bedeutung. Unterschiedliche Meinungen und Konflikte sind dann keine »Pannen«, sondern eben normale Anzeichen der tatsächlich vorhandenen Unterschiedlichkeiten. Ob die Jugendlichen einander wirklich akzeptieren, wird eigentlich erst jetzt sichtbar. Antipathie und Sympathie werden differenzierter wahrgenommen.

  • Achte darauf, dass Meinungen gleichberechtigt vorgetragen werden können und alle in der Gruppe gehört werden.
Abschlussphase

Gruppendynamisch betrachtet, gelangt die Firmgruppe mit der Firmung zu ihrem Ziel und damit zu ihrem (vorläufigen) Ende. Jede Gruppe hört dann auf zu existieren, wenn sie ihr Gruppenziel erreicht hat. Aus dem Alten kann allerdings wieder etwas Neues entstehen – mit neuen Zielen.

  • Lass die Firmung nicht zum Abschiedssakrament werden, plane auch darüber hinaus noch Aktivitäten. Schaut euch die Fotos der Firmung gemeinsam an! Bleibt über Whatsapp, Snapchat und Co in Kontakt!

Nähe und Distanz

Kinder- und Jugendpastoral geschieht immer über persönliche Beziehungen. Beziehungen sind aber nicht einfach da, sondern werden immer wieder gestaltet. Diese Gestaltung passiert verbal und nonverbal mit Gesten, Körpersprache und Berührungen, sei es nur im Begrüßen, beim Spielen usw. Der Aufbau von gesunden und förderlichen Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen ist ein wesentlicher Grundstein allen pastoralen Handelns. Mit der Rahmenordnung „Die Wahrheit wird euch frei machen“ (2. überarbeitete Auflage 2016) will die katholische Kirche Österreichs ihren Beitrag leisten, um das entsprechende Umfeld für eine solche Beziehungsarbeit zu schaffen und dem Entstehen von Missbrauch und Gewalt einen Riegel vorzuschieben. Dabei setzt sie inerster Linie auf Prävention.

ACHTSAMKEIT – die richtige Dosis von Nähe und Distanz

Manchmal erleben wir zu viel Nähe als belastend. Wir fühlen richtiggehend Abneigung gegen zu viel Nähe in bestimmten Situationen von bestimmten Personen. Und umgekehrt sehnen wir uns manchmal nach mehr Nähe, um Freude, Trost, Geborgenheit oder Anerkennung auszudrücken.

Gerade in der Kinder- und Jugendpastoral ist dies ein besonders sensibles Thema, da oft unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander stoßen. Gefragt ist daher die richtige »Dosis« von Nähe bzw. Distanz in der Arbeit mit Jugendlichen. Das richtige Gleichgewicht zwischen den eigenen Bedürfnissen (z.B. nach Nähe als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung) und dem Dasein für andere (z.B. als Jugendleiter/in) muss gefunden werden. Um mit meinen eigenen Grenzen und mit meinen Bedürfnissen nach Nähe und Distanz gut umgehen zu können, muss ich darauf schauen, was gerade gut, nötig und verkraftbar für mich selbst, aber auch für die Jugendlichen ist. Eine Haltung der Wertschätzung und des Respekts vor den Grenzen der mir anvertrauten Jugendlichen ist gefragt, um ihre Entfaltung begleiten und unterstützen zu können.

Probleme wahrnehmen und ansprechen

Es tut gut und ist wichtig, Probleme wahrzunehmen, anzusprechen (andere Leute darauf hinzuweisen) und sich auch Beratung oder Unterstützung zu holen. Menschen, die in ihrer Freizeit oder beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, stellt sich vermehrt die Frage, wo genau die persönlichen (seelischen und körperlichen) Grenzen im Kontakt mit Kindern und Jugendlichen liegen.

Wie tröste ich z.B. eine/n Jugendliche/n, wenn er/sie Liebeskummer oder Ärger mit den Eltern hat, sich mit der schlechten Schularbeitsnote nicht mehr nach Hause traut. Ist es gut, ihm/ihr den Arm um die Schulter zu legen und/oder an sich zu drücken? Wie setze ich Spiele und Methoden ein, die mit Berührungen verbunden sind? Darf ich als weibliche Betreuerin ins Burschenzimmer bzw. als männlicher Betreuer ins Mädchenzimmer? Wie gehe ich damit um, wenn ein/e Jugendliche/r sehr anhänglich ist? Wie gehe ich damit um, wenn sich ein Bursch/Mädchen in mich »verliebt«? Auf viele dieser Fragen gibt es keine allgemein gültigen Antworten, sie müssen im gemeinsamen Überlegen für die jeweiligen Situationen und Personen gefunden werden.

Offener und behutsamer Umgang

Die Sensibilisierung zu den Themen »Nähe – Distanz« bzw. »Sexueller Missbrauch« kann auch verunsichern. Die Beschäftigung mit dem Thema „Verantwortungsvoller Umgang mit Macht und (sexualisierter) Gewalt sei es durch die persönliche Beschäftigung mit meinen eigenen Bedürfnissen,  durch das Hineindenken und Hineinfühlen in die Situation und in die Bedürfnisse der Jugendlichen, durch den Austausch mit anderen Gruppenleiter/innen über ihre Erfahrungen in der Jugendarbeit oder durch Weiterbildungen will Sicherheit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen geben. Eine ausführliche inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema macht in »sensiblen« Situationen sicherer. Dazu kann auch Hilfe von außen in Anspruch genommen werden, selbstreflexiv die eigene Arbeit beobachtet und sich Feedback von andern geholt werden.

Von Grenzverletzungen zu sexueller Gewalt

Grenzverletzungen

Alle Verhaltensweisen, welche die persönliche Grenze einer anderen Person überschreiten, sind Grenzverletzungen. Die Bewertung, ob es eine Grenzüberschreitung war, unterliegt nicht nur objektiven Faktoren sondern auch dem subjektiven Empfinden der verletzten Person. Grenzverletzungen können auf der psychischen und/oder physischen Ebene stattfinden, dazu zählen zufällige und unabsichtliche Handlungen, die leicht korrigierbar sind z.B.: einmalige/gelegentliche Missachtung der körperlichen Distanz und/oder des respektvollen Umgangsstils. Ebenso zählen unangemessene Interventionen dazu: z.B. Bagatellisierung von Fehlverhalten, Leugnung einer Verantwortlichkeit u.a.

Aus persönlichen und/oder fachlichen Defiziten kann es innerhalb einer Gemeinschaft (Schule, Pfarre, Verein) zu einer „Kultur der Grenzverletzungen“ kommen, die unter einer fachlichen Anleitung grundsätzlich vermeid- und korrigierbar sind. Das Risiko einer verletzenden „Kultur“ ist besonders groß, wenn

  • ein unklarer Umgang mit Grenzverletzungen durch die Leitung besteht.
  • die Achtung der Rechte einzelner nicht in einem Leitbild verankert ist.
  • klare Regeln und ein transparentes Beschwerdemanagement fehlen
  • persönliche Reife und fachliche Qualifikation der Mitarbeiter/innen fehlen.
Übergriffe

Im Unterschied zu Grenzverletzungen passieren Übergriffe absichtlich und entweder einmalig oder wiederholt.

Übergriffige Menschen missachten die verbale und/oder nonverbale (abwehrende) Reaktion der betroffenen Person und die Kritik Dritter am grenzverletzenden Verhalten. Übergriffige TäterInnen übernehmen nur unzureichend die Verantwortung für ihr grenzverletzendes Handeln. Ebenso werten sie die Betroffenen der Übergriffe und/oder Zeugen, die sie auf ihr Verhalten ansprechen bzw. Hilfe von Dritten holen, ab.

  • psychische Übergriffe: z.B. verbale Gewalt (Demütigungen, rassistische Abwertungen); Menschen als „seelischen Mülleimer“ für eigenen Probleme benutzen; Drohungen, Ängstigen, Geheimhaltungsgebote, Ignorieren, Anschweigen, Isolieren…
  • Körperliche Übergriffe/Gewalt: Körperkontakte, die Ausdruck von Aggression sind und körperlich verletzen/ängstigen (Kopfnüsse, Schwitzkasten halten)
  • Sexuelle Übergriffe ohne Körperkontakt: z.B. sexistische Bemerkungen, Missachtung des Rechts auf Intimität bei der Körperpflege (z.B. beim Duschen); sexistische Spielanleitungen
  • Sexuelle Übergriffe mit Körperkontakt: z.B. grenzüberschreitende, körperliche Nähe, Austausch von Zärtlichkeiten, Aufforderung zu Spielen, wo Körperkontakt abverlangt wird.

Übergriffige Verhaltensweisen sind Ausdruck einer respektlosen Haltung. In vielen Fällen gehören sexuelle, psychische und körperliche Übergriffe zur strategischen Vorbereitung einer strafrechtlich relevanten sexuellen Gewalt. Daher ist es sinnvoll, beobachtete Übergriffe zu dokumentieren!

Sexueller Missbrauch

Eine gängige Definition für sexuellen Missbrauch lautet:

„Sexueller Missbrauch ist eine nicht zufällige, bewusste, psychische und physische Schädigung, die zu Verletzungen, Entwicklungshemmungen oder sogar bis zum Tode führt und die das Wohl und die Rechte des Mädchens/ Buben beeinträchtigt.“ (Rahmenordnung für die katholische Kirche in Österreich „Die Wahrheit wird euch frei machen“ 2. Aufl. 2016, S.19)

Bei einem sexuellen Missbrauch führt ein Erwachsener oder älterer Jugendlicher absichtlich Situationen herbei, plant sie bzw. missbraucht seine Autoritäts- und/oder Vertrauensposition, um sich sexuell zu befriedigen, Macht und Stärke zu erleben. Sexueller Missbrauch beginnt oft mit Streicheln, „harmlosen Kitzelspielen“, Berühren und Berührenlassen im Geschlechtsbereich, dem Betrachten von Pornografie (Hefte, Filme, Internet) usw. Er findet im Geheimen statt, auf die Betroffenen wird dabei massiver Druck ausgeübt. Die Intensität der Handlungen kann sich im Lauf der Zeit steigern und je nach Nähe zwischen Täter und der betroffenen Person verändern. (Zum Missbrauchszyklus siehe auch die Ausführungen in der Rahmenordnung „Die Wahrheit wird euch frei machen, 2016, S. 20f.)

Links:

Rahmenordnung „Die Wahrheit wird euch frei machen“

Behelf „Mein sicherer Ort“

www.hinsehen.at

www.ombudsstellen.at