Ezechiel – ein Kritiker und Tröster

Die Story:

Ezechiel, der auch Hesekiel genannt wird, wuchs in einer sehr angesehenen Familie auf. Sein Vater war Priester im Tempel in Jerusalem. Groß war daher der Schock für ihn, als seine Heimat von den feindlichen Babyloniern besiegt und auch der Tempel zerstört wurde. Für Ezechiel kam es aber noch schlimmer. Er musste mit vielen anderen Menschen sein Land verlassen und wurde von den neuen Herrschern nach Babylon, in den heutigen Irak, gebracht. Mit 30 Jahren, als er eigentlich seinen Dienst im Tempel in Jerusalem beginnen sollte, wurde er nun außerhalb der Grenzen Israels zum Propheten berufen. In dem nach ihm benannten Buch des Alten Testaments findet sich eine atemberaubende Schilderung dieser Berufung. In einer Vision, einer Wahrnehmung zwischen Traum und Wirklichkeit, sieht Ezechiel eine brennende Wolke auf sich zukommen. Aus deren Mitte heraus, umgeben von Feuer, strahlt etwas, dass auf den ersten Blick an ein glänzendes Metall erinnert. Als die Wolke näherkommt sieht er eine Gestalt mit 4 Köpfen, dem eines Menschen, eines Löwen, eines Stiers und eines Adlers. Diese 4 werden als Hinweis auf die 4 Evangelien im Neuen Testament gedeutet. Über diesen Köpfen thront Gott selbst. Er zeigt Ezechiel eine Schriftrolle, die vollgeschrieben ist mit den Klagen und Seufzern des Volkes und befiehlt ihm, diese aufzuessen. Als Ezechiel zu kauen beginnt schmeckt sie aber süß wie Honig.

Ezechiel war eine sehr einflussreiche Persönlichkeit in Babylon und viele Israeliten holten sich bei ihm Rat. Er verstand sich als kritischer Begleiter und Seelsorger für die Mitglieder seines Volkes die nach Babylon verschleppt worden sind.

Neben einer sehr scharfen Kritik am eigenen wie auch an den Nachbarvölkern, die sehr dramatisch ausfällt und viele Gewaltphantasien beinhaltet, prophezeit Ezechiel aber auch Hoffnung für sein Volk. Gott, der ein guter Hirte ist, wird Mitleid haben und die Israeliten wieder in die Heimat zurückführen. Ausführlich beschreibt er daher in einer Vision, wie Jerusalem und der Tempel noch größer und schöner wiederaufgebaut werden.

Die Botschaft:

  • Stärke – egal wie groß die Aufgabe ist, Gott steht dir bei und gibt dir die nötige Kraft dafür.
  • Mut – Sei bereit neue Wege zu gehen, auch wenn dies nicht immer einfach ist.
  • Hoffnung – auch wenn es gerade noch so düster aussieht, die Hoffnung bleibt und trägt dich durch die Finsternis.

Zum Weiterlesen:

  • Ex 13,17-14,31 Gott führt das Volk Israel als Wolken- und Feuersäule durch die Wüste und das rote Meer.
  • Off 21,9-22,5 Eine Schilderung wie das neue (himmlische) Jerusalem aussehen wird.

Aktuell im Lesejahr:

  • Zeit im Jahreskreis (09.11.2019) – Weihetag der Lateranbasilika: Vision von einer Quelle die unter dem neuen Tempel in Jerusalem entspringt und zum Lebens-Fluss für das ganze Land wird. (Ez 47,1-12)

Stephan Fraß-Poindl, Junge Kirche der Erzdiözese Wien