Elija – Der Actionheld des Alten Testaments

Die Story:

Spektakulärer als jeder Actionroman liest sich der Abschnitt der Bibel (1 Kön 17,1-2 Kön 2,18), in dem Elija als kantiger Hauptakteur die Bühne der Erzählungen des Volkes Israel betritt. Verfolgungen, Wunder über Wunder, die Auferweckung eines Toten, ein atemberaubendes Duell mit noch spektakulärerem Gottesbeweis – und die von Elija befohlene Tötung von 450 Gegnern. Ist das Alte Testament noch blutrünstiger als sein Ruf? Oder folgt die Geschichte Elijas tatsächlich mehr der Logik eines Actionromans? Die Guten gewinnen und die Bösen werden vernichtet… oder so.

Gewalt begegnet uns in der Bibel immer wieder. Stellt man sich geographisch das winzige Gebiet Israels und Judas zwischen den beiden Großreichen Ägypten und Assyrien bzw. Babylonien „eingequetscht“ vor, ist es nicht verwunderlich, dass kriegerische Auseinandersetzungen an der Tagesordnung standen, um das eigene Überleben zu sichern. So betrachtet ist diese gewaltreiche Darstellung wohl mehr Spiegel der damaligen Realität als uns lieb ist. Gleichzeitig werden in der Bibel immer wieder negative Entwicklungen von den Verfassern der Texte im Nachhinein theologisch als Strafe Gottes gedeutet, was noch lange nicht heißt, dass diese Gewalt tatsächlich gottgewollt war. Auch im Fall der Geschichte Elijas ist das gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Der Name „Elija“ bedeutet „Mein Gott ist Jahwe.“ Dieser Name ist Programm seines gesamten Lebens, dem auch seine (Gewalt-)Taten folgen: Elija prangert den Abfall Israels vom Glauben an Jahwe an, kündigt eine Dürre als Strafe dafür an und liefert sich ein Duell mit den Propheten der Gottheiten, die statt Jahwe verehrt werden. Er gilt als der wichtigste Prophet des Alten Testaments nach Mose.

Es gibt aber auch den „schwachen“ Elija, der sich völlig verzweifelt auf der Flucht in der Wüste hinsetzt und Gott anfleht, ihm das Leben zu nehmen, weil er sich wie der größte Versager fühlt und noch dazu ständig verfolgt wird (1 Kön 19,4). Er sieht einfach keinen Ausweg mehr, denn ein leichtes Leben hat er nicht, unser Elija. Aber da hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In genau diesen ausweglosen Situationen erfährt Elija den Zuspruch Gottes, der alle Gefahren von ihm abwendet, wie z.B. in dieser Szene durch einen Engel, der ihm zu essen und zu trinken bringt. Diese Stärkung gibt Elija die Kraft, 40 Tage und 40 Nächte bis zum Gottesberg Horeb weiterzuziehen, wo er Gott selbst in der unscheinbarsten aller Erscheinungen begegnet (1 Kön 19,11-13). Aber auch unabhängig von diesem besonderen Zusammentreffen gilt: Egal wo Elija hingeht, Gott geht mit ihm.

Aus der eindrucksvollen „Enthebung“ Elijas in einem Feuerwagen in den Himmel hat sich der Glaube entwickelt, dass Elija nicht gestorben ist, sondern einmal wiederkommt, um den Messias anzukündigen. Im Neuen Testament wird Johannes der Täufer immer wieder als zurückgekehrter Elija bezeichnet, weil er aus christlicher Sicht Wegbereiter des Messias war.

Die Botschaft:

  • Durch die Wundertaten Elijas wird deutlich, dass für Gott nichts unmöglich ist. Auch in deinem Leben kann Gott Vieles bewirken.
  • Gott gibt Elija auf verschiedenste Weise zu essen und zu trinken – durch Raben, durch die Witwe von Sarepta, durch Engel in der Wüste. Er schaut auch auf uns. Mach die Augen auf für die Geschenke Gottes an jedem einzelnen Tag!
  • Gott kommt nicht mit viel Wirbel und „Tamtam“, sondern wir treffen ihn vielleicht genau dort, wo wir ihn gerade nicht vermuten: in der Stille, mitten im Alltäglichen, in unseren Nächsten…

Zum Weiterlesen:

  • 1 Kön 17,17-24: Elija erweckt den Sohn der Witwe von Sarepta von den Toten.
  • 1 Kön 19,1-13: In großer Not macht Gott Elija Mut und zeigt ihm gerade im Unscheinbaren, dass er bei ihm ist.

Aktuell im Lesejahr:

  • Zeit im Jahreskreis (12.06.2018): Gott schickt Elija während der Hungersnot nach Sarepta, wo ihn eine Witwe versorgt. Durch die Anwesenheit Elijas müssen sie und ihr Sohn nicht verhungern, sondern haben auf wundersame Weise genug zu essen. (1 Kön 17,7-16)
  • Zeit im Jahreskreis (13.06.2018): Elija verlangt vom Volk, sich zwischen Jahwe und Baal zu entscheiden. Er initiiert ein Duell: Der Gott, der das Opfertier zum Brennen bringt, ist der wahre Gott. (1 Kön 18,20-39)
  • Zeit im Jahreskreis (14.06.2018): Elija kündigt das Ende der Dürre an, das tatsächlich eintritt. (1 Kön 18,41-46)

Vera Hofbauer, Ehrenamtliche KJÖ