Komm Runter

Komm runter - Sich zu erden ist göttlich

Erdungstipps für die Adventszeit

Runterkommen, das heißt vieles:
–    Der Hektik Momente der Ruhe und Besinnung entgegensetzen
–    Auf dieser einen Erde jetzt und heute leben („sich erden“)
–    Das Göttliche in sich erfahren, sich ihm bewusst werden
–    Vom hohen Ross steigen und da hingehen, wo man gebraucht wird
–    Arroganz und Ignoranz überwinden

Wir glauben, dass das alles in Weihnachten drin ist. Nicht umsonst heißt es in den Weihnachtserzählungen ja, dass Gott auf die Erde kommt – also auch irgendwie „runter“! 🙂 Das ist ein ganz anderes Gottesbild. Es erzählt von einem Gott auf dieser Erde, zutiefst menschlich, selbst arm, in Not und für die Menschen da. Runterkommen ist also wirklich etwas Göttliches.

Wir haben uns deshalb auf die Suche nach Ideen begeben, wie Besinnung, Erdung, Zur-Ruhe-Kommen gelingen kann. Hier einige Tipps und Anregungen:

Für dich

•    Do-In-Übung
Do-In ist die uralte chinesische Ursprungsform von Taiqui und Quigong. Bei dieser Übung werden die Arme parallel zueinander vor dem Körper hochgehoben, bis sie horizontal vor dem Körper sind. Die Knie sind entspannt und locker, die Füße hüftbreit voneinander. Beim Ausatmen schwingen die Arme nach hinten, um beim Einatmen wieder nach vorne zu schwingen. Ganz locker. Chinesische Meister empfehlen sogar, 30 Minuten lang täglich zu üben.
•    Ein Danke am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
Das ist sicherlich übertrieben. Aber ein kleines Danke in den Tag hineingewispert, für alles, was passieren wird (auch wenn nicht alles gut ist), kann schon den ganzen Tag ein kleines bisschen verändern.
•    Fußmassage
Spür deine Füße. Dann: einen Fuß massieren – vor allem die Zehen einzeln von vorne bis zum Ansatz. Dann wieder spüren. Fühlst du einen Unterschied zwischen beiden Füßen? Das ganze auch mit dem zweiten Fuß. Spüren.
•    Fallende Schultern
Schultern mit jedem Ausatmen ein Stück weiter loslassen, auch die Kiefermuskulatur. Das wirkt ganz wunderbar! Und bringt einen wirklich runter.
•    Kekse backen für die Menschen, die dir begegnen
Kekse backen ist nicht nur lustvoll, sondern bringt auch Freude. Normalerweise schenken wir sie nur Menschen, die uns ganz nahe stehen und irgendwie auch, weil wir das müssen (z.B. weil uns ein Mitbringsel fehlt). Kekse backen und den Menschen schenken, die dir gerade über den Weg laufen (Postbotin, Kassier, Taxifahrer etc.) kann echt schön sein.
•    Kerze anzünden
Es ist eine der einfachsten Übungen die es gibt und trotzdem immer wieder faszinierend. Ein helles Licht strahlt auf und flackert uns einen heimeligen Moment. Romantisch, besinnlich und kaum zu toppen. Klassische Kerzen-anzünd-Orte sind neben Wohnzimmertischen, Badewannen, Kirchen, Kapellen und anderen heiligen Orten auch Friedhöfe, Balkone, Hochzeitssuiten und Adventmärkte. Geh’n tut’s aber überall!
•    Konzentration
Konzentriere dich auf einen Alltagsgegenstand um dich herum. Blicke ihn mit Interesse an und erforsche ihn gründlich. Lass nicht zu, dass deine Gedanken abschweifen. Das fördert auch die Willenskraft.
•    Malen
Wann hört man eigentlich auf, Bilder auszumalen? Als Kind macht man’s doch fast täglich! Ob Bussi Bär, Froschkönig, Donald Duck oder (der Religionsklassiker) Mandala. Wir haben uns wieder einmal mit Zeichenstiften hingesetzt mit heraushängender Zunge große und kleine Flächen gefüllt. Hervorragend für’s Runterkommen! (Malen nach Zahlen wäre auch eine Idee).
•    Musik
Musik ist manchmal wie ein Soundtrack für unser Leben. Wir beide haben so ein Lieblingslied, das die Seele berührt. Sich jede Woche zu bestimmten Zeiten hinzusetzen und einfach nur dem Lieblingslied zu lauschen, hat einen enormen Effekt. Man wird dem Lieblingslied irgendwie auch gerechter, wenn man sich ihm einmal ganz allein widmet. Oder man merkt, dass man sich das mit dem „Liebling“ nochmal überlegen sollte, weil der Text eigentlich … naja… ist. 😉 Wie auch auch immer. Top-Empfehlung: Lieblingsliedern lauschen, neue Lieder entdecken.
•    Selbst Essen kochen und genüsslich kauen
Selbstgemachtes Essen kann wesentlich den Runterkomm-Haushalt beeinflussen. Du weiß, was drin ist, du hast es selbst gemacht, deine Arbeit und deine Zeit stecken drin. In Jausendosen o.Ä. verpackt spart es zudem Müll. Zugegeben, wir haben das oft nicht geschafft. Aber dann dafür ganz genüsslich und bewusst an unserem Pizzastück geknabbert. 😉
•    Sorgen Sorgen sein lassen
Sorgen spielen sich im Kopf ab, bedeuten Beschäftigung mit mentalen Filmen und Zukunftsängsten. Stattdessen sich dem Moment anvertrauen und mich ganz in das hineingeben und mich dem widmen, was ich tue. Das ist wohltuend und erdend.
•    Verzeihen
Wir gehen hoch/in die Luft, wenn wir wütend sind. Runter kommen wir durch Verzeihen. Denke an eine Person, die dich sehr verletzt oder enttäuscht hat und schicke ihr einen liebevollen, versöhnlichen Gedanken. Eine wunderbare Übung.

Für zwei

•    Rückengeschenk
Der Klassiker. Einfach gegenseitig ein wenig Zeit und eine Rückenmassage schenken. Das ganze passiert sehr intuitiv. Die Person, die massiert wird, kann Rückmeldungen geben
•    Fußmassage
vgl „Für dich“.

Für Gruppen

•    Do-In-Übung
vgl. „Für dich“
•    Kerze anzünden
vgl. „Für dich“. Ein unglaubliches Gefühl, wenn viele Lichter auf einmal zu leuchten beginnen, z.B. im Park, im Schnee oder bei einer kleinen Morgen- oder Abendbesinnung. Einen Text lesen, ruhige Musik einschalten, dabei langsam die Kerzen entzünden und ihre Wirkung bewundern. Ein kleines „Wow“ oder „Danke“ zum Himmel schicken. Mehr Erdung geht kaum.
•    Geräusche schenken
Alle sitzen in einem Kreis, eine Person setzt sich in die Mitte. Diese kann nun einen Ort nennen, an dem sie gerne ist oder gerne sein möchte. Sie schließt die Augen und die anderen bauen die Geräuschkulisse des gewünschten Ortes auf, schenken ihr also Geräusche.
•    „Einsamer Weg“
Diese Methode ist in der Erlebnispädagogik sehr beliebt. Zuerst wird eine Wegstrecke festgelegt, welche die TN dann nacheinander einzeln und in Stille gehen. Man kann den Weg in der Nacht mit kleinen Fackeln oder Laternen ausleuchten. Eine Variante ist es, vorher ein paar Punkte auf der Wegstrecke zu fotografieren und den TN als Suchbilder mitzugeben. Oder man schickt die TN mit Handykameras bewaffnet und folgenden Fragen (oder ähnlichen) los: Welche Gegenstände in der Natur bedeuten dir etwas? Welche Entdeckungen machst du auf deinem Weg?

Texte

Psalm 131

Herr! Ich denke nicht zu hoch von mir, ich schaue auf niemand herab. Ich frage nicht nach weit gesteckten Zielen, die unerreichbar für mich sind. Nein, still und ruhig ist mein Herz, so wie ein sattes Kind im Arm der Mutter – still wie ein solches Kind bin ich geworden. (Gute Nachricht Bibel)

Markus 1

Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!

Jesaja 9

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.

weihnachten

wo der himmel die erde berührt
endet menschliche berechenbarkeit
staunende demut weitet das herz
für das unfassbare ereignis – existenz
(Gabriele Peinbauer, Jugendleiterin)

Bei all dem gilt aber: So schön und wichtig es ist runterzukommen, so wichtig ist es, zu gegebener Zeit auf Hochtouren anzulaufen. Runterkommen darf nicht in die Bequemlichkeit führen. Es kann uns helfen, sich auf das Wesentliche zu besinnen und achtsamer zu Werden für die Welt: für ihre Schönheit aber auch für ihre Nöte. Komm runter, erde dich für eine gerechte, vergöttlichte Welt!