Rede unserer Vorsitzenden bei internationalem Jugendforum

Vatikanstadt, 19.06.2019. Eva Wimmer, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich ist bei nachsynodalem Treffen vor Ort

„Ich finde es gut, dass Frauen mehr Leitungspositionen erhalten sollen, jedoch reicht das nicht aus“: Das sagte die Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), die Theologiestudentin Eva Wimmer, am Mittwoch in Rom in ihrer kurzen Ansprache am Eröffnungstag des vom Vatikan veranstalteten internationalen Jugendforums im Nachgang zur Jugendsynode 2018. Hier die Rede zum Nachlesen:

„In den letzten Wochen und Monaten habe ich mit den unterschiedlichsten Frauen in meinem Umfeld gesprochen. Ein Gespräch ist mir dabei sehr in Erinnerung geblieben. Ich habe mich mit einer Studienkollegin darüber unterhalten, welche Perspektiven Frauen in der Kirche haben und was wir nach unserem Theologiestudium machen möchten. Wir haben festgestellt, dass wir von einer Kirche träumen, in der Frauen nicht nur die Taufgespräche führen, sondern auch taufen. Wir träumen von einer Kirche, in der Frauen nicht nur Ehevorbereitungsgespräche führen, sondern auch bei der Feier des Sakraments der Ehe dem Paar assistieren. Wir träumen von einer Kirche, in der jede Frau ihre Berufung leben kann!

Ich kenne viele Frauen und Männer, die sich bereits 30, 40 oder 50 Jahre für die Frauen in der Kirche einsetzen und den Mut nie verloren haben. Diese Frauen finden aus ihrer Berufung und dem Glauben heraus immer wieder neuen Mut und geben daher nicht auf. Jedoch hat sich in den letzten Jahren nicht sehr viel verändert.

Ich verstehe es nicht, warum an dieser Situation nichts geändert wird?!

Bei der Vorsynode im März 2018, an der ich als Delegierte der österreichischen Bischofskonferenz teilgenommen habe, war das Thema, dass mir am meisten in Erinnerung geblieben ist „Frauen in der Kirche“.

Wir haben stundenlang diskutiert und manches wurde auch in der Synode noch besprochen bzw. in Christus vivit niedergeschrieben. Die Gespräche bei der Vorsynode waren viel dynamischer und vielfältiger. Ich finde es gut, dass Frauen mehr Leitungspositionen erhalten sollen, jedoch reicht das nicht aus. Frauen und Männer müssen in der Kirche endliche als gleichwertige Partner angesehen werden. Ich erhoffe mir daher, dass es bald wieder Diakoninnen in unserer Kirche gibt. Es geht nicht nur darum, dass Frauen unbedingt etwas leiten wollen, sondern manche Frauen können ihre Berufung nicht ausleben und fühlen sich daher in der Kirche missverstanden und weniger wert.

Es braucht ein gutes Miteinander von allen Menschen und dabei sollte eigentlich nicht der entscheidende Aspekt sein, ob das Gegenüber ein Priester ist oder Laie, ob Mann oder Frau, es sollte egal sein welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat: Jeder Mensch soll mit seinen Fähigkeiten und Charismen Platz in der Kirche haben!

Die Vorsynode der Jugendlichen war für mich ein einmaliges Erlebnis und hat meine Sicht auf die Jugendsynode und die Kirche stark geprägt und verändert. Bei der Vorsynode haben wir jungen Menschen sehr intensiv diskutiert und es wurden ohne Tabu alle Themen angesprochen. Zu Beginn waren die Diskussionen nicht einfach und erst nach einer gewissen Zeit haben wir gemerkt, dass wir ein gemeinsames Anliegen haben. Wir wollen gehört werden, wir wollen Platz in der Kirche haben und wir wollen Verantwortung übernehmen.

Durch die Vorsynode ist mir bewusst geworden, dass wir jungen Menschen nicht leise sein dürfen. Wir müssen uns für unsere Anliegen einsetzen und vieles auch kritisch hinterfragen. Einige Themen wurden bei der Vorsynode offener diskutiert als bei der Synode und das zeigt mir, dass es uns junge Menschen braucht! In diesem Sinne wünschen wir uns eine Kirche, die den Ruf nach Partizipation als Zeichen der Liebe und Einladung zum Wachsen sieht.

Ein anderes Thema, das mir selbst in letzter Zeit immer wichtiger wird, ist das Thema Nachhaltigkeit. Bei der Vorsynode haben wir Unmengen an Müll produziert. In den Diskussionen hatte dieses Thema leider nicht so viel Platz. Wenn ich mir die Situation in Österreich, Europa oder weltweit ansehe, dann gehen immer mehr junge Menschen auf die Straße und erheben ihre Stimme, damit unsere Erde nicht komplett ausgebeutet wird. Auch unsere Kinder und Enkelkinder brauchen Zukunftschancen.

Mit der Enzyklika Laudato Si haben wir in der Kirche ein sehr wertvolles Dokument. Diese Worte müssen nun endlich in die Umsetzung finden. Es hat keinen Sinn, wenn wir weiterhin über die Bewahrung der Schöpfung sprechen. Es braucht jetzt Handlungen. Wir haben nicht mehr die Zeit, dass wir noch 10 Jahre so weitermachen, denn dann werden die Folgen für uns und die nächsten Generationen gravierend sein!

Wenn wir uns nicht endlich weltweit für den Klimaschutz einsetzen und unsere Schöpfung bewahren, dann brauchen wir nicht mehr über die Zukunft der Kirche auf diesem Planeten nachdenken.

Ich bin sehr froh, dass wir hier zusammen sind und erneut über die Kirche sprechen. Denn bereits jetzt hat die Jugendsynode viele kleine Veränderungen gebracht und wird hoffentlich noch viele weitere bringen.

Ich hoffe, dass ich in 10 Jahren mit meiner Studienkollegin nicht mehr darüber spreche, welche Möglichkeiten Frauen gerne hätten. Sondern es normal ist, dass es Frauen als Diakoninnen gibt und diese daher auch Sakramente spenden.

Ich hoffe, dass wir auch in 10 Jahren noch über die Zukunft der Kirche nachdenken, da unsere Erde noch eine Zukunft hat und unsere Kinder die Schönheit der Schöpfung noch erfahren.

Ich hoffe, dass sich das Engagement von allen Beteiligten bei der Synode auszahlt und junge Menschen mit ihrer Meinung ein integraler Bestandteil der Kirche werden.

Also ergreifen wir jetzt die Chance und gestalten unsere Kirche mit! 

Papst Franzskus schreibt in Christus vivt 64 schließlich, dass wir jungen Menschen nicht nur die Zukunft der Kirche sind, sondern auch ihre Gegenwart.“

(Eva Wimmer, 19,06.2019)