Prisca – sie schwieg nicht!

Die Story:

Die Botschaft von der Auferstehung Jesu fand zuerst im Kreis seiner jüdischen Jüngerinnen und Jünger Aufnahme. Bald aber breitete sich das Christentum auch unter Nichtjuden aus. Die Zahl derer, die von den Erzählungen über Jesu Wirken, Tod und Auferstehung fasziniert war, stieg. Darunter befand sich auch ein jüdisches Ehepaar namens Prisca (oder als „Koseform“ Priscilla) und Aquila.

Laut Apostelgeschichte trifft Paulus die beiden erstmals in der griechischen Hafenstadt Korinth. Wir erfahren, dass sie erst kurz zuvor aus Rom gekommen sind. Historisch steckt dahinter wahrscheinlich der Erlass des Kaisers Claudius (49 n.Chr.), der Juden, die sich auf „einen Chrestus“ beriefen, die Ausweisung verordnete, weil sie Unruhe stifteten. Im Zuge dieser Ausweisung dürfte auch Prisca mit ihrem Ehemann Aquila von Rom nach Korinth gezogen sein. Aquila verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Weberhandwerk (in der Apostelgeschichte verkürzt: Zeltmacher). Es wird erzählt, dass er dasselbe Handwerk wie Paulus ausübte. Paulus schloss sich dem Ehepaar an, blieb dort und arbeitete mit ihnen (vgl. Apg 18,1–3). Daneben waren sie in der Verkündigung des Evangeliums tätig.

Der Name Prisca kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ehrwürdige“. Prisca wird nie alleine erwähnt, sondern immer zusammen mit ihrem Mann Aquila. Dabei war Prisca bei der Verkündigung des Evangeliums wohl die Bedeutendere von beiden, denn in fast allen Texten wird sie als Frau an erster Stelle genannt. Nachdem die heutigen Höflichkeitsformen für die antike patriarchalische Zeit nicht galten, ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass Prisca für die Verkündigung im jungen Christentum die wichtigere Person war.

Paulus selbst erwähnt das Ehepaar in den Grußlisten von zwei Briefen (1 Kor und Röm). Im 1. Korintherbrief werden neben den „Gemeinden der Provinz Asien“ und allen Brüdern nur Aquila und Prisca namentlich genannt. Hier erfahren wir außerdem, dass sich in ihrem Haus eine Hausgemeinde trifft (1 Kor 16,19). Darüber hinaus bezeichnet Paulus die beiden im Römerbrief (Röm 16,3-5a) als seine Mitarbeiter, die sich für ihn in Lebensgefahr begeben haben. Als Mitarbeiter bezeichnet Paulus Frauen und Männer auf Augenhöhe, die – wie er – in der Mission und der Verkündigung des Evangeliums tätig waren. Durch ihren Einsatz rettete das Ehepaar nicht nur Paulus das Leben, sondern sie sicherten auch den Fortgang der Verkündigung des Evangeliums unter allen Völkern – dazu fühlte Paulus sich von Gott her berufen (vgl. Gal 1,15–16; 2,9).

Neben der oben erwähnten Stelle in der Apostelgeschichte erfahren wir über Prisca und Aquila noch mehr: Nach der gemeinsamen Zeit in Korinth begleitete das Ehepaar Paulus auf seiner Rückreise (von Korinth nach Antiochia) bis nach Ephesus. Dort trennten sie sich von Paulus, der weitersegelte (vgl. Apg 18,18–22).

Prisca und Aquila blieben in Ephesus und verkündeten dort das Evangelium von Jesus Christus. Dabei lernten sie Apollos kennen. Apollos war ein Jude, der von Jesus Christus begeistert war und allen davon erzählte. Er war zwar unterwiesen worden und gab die Lehre Jesu weiter, jedoch offensichtlich nur unvollständig. Von einer christlichen Taufe hatte er noch nichts gehört, sodass er nur von der Taufe Johannes des Täufers erzählte. Bei einer seiner Lehren hörten Prisca und Aquila zu und bemerkten dieses Manko. Sie nahmen sich seiner an, führten ihn zu sich, und er bekam in ihrem Haus eine „Nachschulung“. Als er diese abgeschlossen hatte und nach Achaia (heute in etwa der Peloponnes in Griechenland) weiterreisen wollte, bekam er von den Christusgläubigen in Ephesus noch ein „Empfehlungsschreiben“ mit. Die Unterweisung durch Prisca und Aquila wirkte sich positiv aus: Er unterstützte in Achaia die dortigen Christen durch seine Verkündigungstätigkeit. Vor allem konnte er in der Verteidigung des Christentums gegenüber seinen ehemaligen jüdischen Glaubensbrüdern gut und schlüssig argumentieren (vgl. Apg 18,24–28).

Prisca wird – zusammen mit Aquila – ein letztes Mal in der Grußliste des 2. Timotheusbriefes erwähnt. Der fiktive Autor, der unter dem Namen und der Autorität des Paulus schreibt, greift unter anderem diese beiden Namen auf, um die „Authentizität“ seines Briefes zu untermauern (vgl. 2 Tim 4,19). Wenn er das tut, dann beweist dies einmal mehr, wie wichtig die missionarische Arbeit dieser beiden für das junge Christentum war.

Die Botschaft:

  • Prisca ist eine wichtige Zeugin dafür, dass Frauen im frühen Christentum in der Verkündigung tätig waren.
  • Frauen waren wie die Männer im römischen Reich unterwegs und hielten sich nicht an Klischees von Geschlechterrollen.
  • Prisca kann Frauen auch heute noch dazu ermutigen, für ihren Glauben einzustehen und aufzutreten.

Zum Weiterlesen:

  • Apg 18: Paulus begegnet dem Ehepaar Prisca und Aquila und die Auseinandersetzung mit den jüdischen Autoritäten dieser Zeit.
  • Röm 16,1–16: Die Grußliste des Paulus an die römische Gemeinde enthält viele Namen – darunter auch viele Frauen. „Viel Mühe auf sich nehmen“ ist dabei gleichbedeutend für „sich in der Mission abmühen, verkündigen“.

Aktuell im Lesejahr:

  • Zeit im Jahreskreis (27.10.2019): Prisca und Aquila werden in der Grußliste erwähnt (leider ist dieser Gruß nicht mehr Teil der heutigen Sonntagslesung, aber nur einen Vers weit entfernt). (2 Tim 4)

Ingrid Penner, Referentin Bibelwerk Linz