Nikodemus – Der Besieger des Volkes

Die Story:

Nikodemus war Pharisäer und gehörte der obersten Schicht der Juden an. Zudem war er Mitglied des Hohen Rates, dem zur Zeit Jesu nur 71 Männer angehörten.

Im Johannesevangelium (Joh 3) lesen wir darüber, dass dieser Nikodemus zu Jesus geht und ihn näher kennenlernen will. Er bezeichnet ihn als einen „Lehrer von Gott gekommen“. Bei ihrem Gespräch versteht Nikodemus nicht so ganz, was Jesus ihm sagen möchte. Jesus erklärt ihm, dass er „von oben geboren werden muss, um das Reich Gottes zu sehen“. Doch Nikodemus, der schon viele Bücher gelesen hat, kann mit dieser Botschaft nichts anfangen und fragt Jesus, wie es denn möglich sein soll, als alter Mann wieder geboren zu werden. Er fragt ihn, ob der dafür wieder in den Schoß seiner Mutter zurückkehren muss und meint, dass es doch nicht möglich sein kann. Jesus versucht ihm seine Aussage zu vereinfachen, macht dadurch aber die Botschaft an Nikodemus noch komplizierter.

Er spricht vom Wasser und vom Geist, was so viel bedeutet wie die Taufe. Er meint mit seinen Worten, dass Nikodemus die Welt mit neuen Augen sehen soll. Wenn er erkennt, dass Gott seinen Sohn auf die Welt geschickt hat, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, wird er das Reich Gottes sehen können. Hier kommt auch der berühmte Satz „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16) vor.

Nikodemus steht also für jene Menschen, die schon viel in ihrem Leben gelernt hatten. Er steht für jene Menschen, die eine feste Meinung über ihren Glauben hatten und sich trotzdem auf den Weg machten, diesen Glauben neu zu denken. Daraus lässt sich vielleicht auch seine Namensbedeutung „Besieger des Volkes“ ableiten. Er ist ausgebrochen aus dem Kreis der Gelehrten, die von sich behaupten alles zu wissen und hat nichts von der Meinung anderer gehalten. Er ist zu Jesus gegangen und hat ihm offen und ehrlich gefragt, weil er ihn kennenlernen wollte und etwas über seine Lehre erfahren wollte.

Später setzte sich Nikodemus dann vor dem Hohen Rat, dem er ja selbst angehörte, für Jesus ein und verteidigte ihn. Und nach dem Tod Jesu hilft Nikodemus dabei, den Leichnam ins Grab zu legen und bringt reichlich Balsam zum einbalsamieren mit. Beides sind Zeichen dafür, dass er sich nach seinem Gespräch mit Jesus zu ihm bekannt hat.

Die Botschaft:

  • Öffne dich für neue Sichtweisen um das größere Ganze zu begreifen. Das kann schwer sein, besonders, wenn du von einer Sache fest überzeugt bist. Versuche es trotzdem.
  • Durch die Taufe sind wir „von oben“ neu geboren.
  • Das Wichtige ist, an Jesus zu glauben um das Reich Gottes zu erkennen. Wir müssen nicht alle Gesetze und Rechte auswendig wissen oder Jahre lang Theologie studieren um ewiges Leben zu haben – wir müssen „nur“ glauben.

Zum Weiterlesen:

  • Joh 7, 50-53: Nikodemus verteidigt Jesus vor dem Hohen Rat
  • Joh 19,39-42: Nikodemus hilft bei der Bestattung Jesu

Aktuell im Lesejahr:

  • Pfingstmontag (10.6.): An Pfingsten geht es um den neuen Geist, der die Menschen erfüllen soll. Auch Nikodemus wird von diesem Geist erfüllt, indem er sich Jesus öffnet. Denn Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit die Welt durch ihn gerettet wird. (Joh 3,16-21)

Thomas Heigl, Jugendleiter in der Region Erlauftal