Esra – Mitten im Chaos

Die Story:

Was kommt nach der Katastrophe? Wie geht’s weiter? Esra lebt in einer Zeit, in der Vieles in Bewegung ist. Und er ist Teil einer Geschichte, die lange vor ihm beginnt…

Das Land Israel war in mehrere Kriege verstrickt und war letztlich von den feindlichen Babyloniern besiegt worden, die dann die Herrschaft übernahmen. Viele Menschen aus Israel, vor allem die Einflussreichen und Gebildeten, mussten ihre Heimat verlassen und in das fremde Babylon gehen. Aber das Schlimmste war: der Tempel in Jerusalem wurde zerstört! Ein wirklicher Schock, denn der Tempel war seit seiner Erbauung immer der Ort, wo Gott selbst anwesend war.

Esra wuchs also in Babylonien auf, fern der Heimat Israel. Er gehört zu der Generation, die den Tempel nur noch aus Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern kannte. Auch wenn das Leben in Babylon nicht so schlimm war, wie befürchtet, und viele Israeliten Arbeit fanden, so fehlte doch eines: der Tempel – der Ort, wo Gott da ist.

Doch plötzlich änderte sich Vieles: die Perser übernahmen die Herrschaft und erlaubten den Israeliten nach Jerusalem zurückzukehren. Esra war mittlerweile ein Priester und kannte sich gut mit der Heiligen Schrift aus. Deshalb wurde er vom persischen König ausgewählt um die Rückkehrer nach Jerusalem anzuführen. Keine einfache Aufgabe, mussten sie doch vier Monate zu Fuß reisen, immer in der Gefahr von Räubern überfallen zu werden. Und sie wussten ja nicht einmal, wie die Lage in Jerusalem dann sein würde. Was würde sie dort erwarten? Aber Esra hat nicht nur den Perserkönig auf seiner Seite, sondern einen noch mächtigeren Beschützer und Helfer: Gott.

Deshalb machen die Auswanderer am Fluss einen Zwischenstopp und fasten und beten für eine gute Reise. Und so geschieht es dann auch. Sie kommen in Jerusalem an und ruhen sich erstmal drei Tage aus.

In Jerusalem gibt es viel zu tun. Wo soll Esra da beginnen? Aber ihm ist klar, was am Wichtigsten ist: für Recht und Ordnung sorgen und den Tempel – das Haus Gottes – so schnell wie möglich wiederaufbauen. Während sich andere um den Tempelbau kümmern, widmet sich Esra als Schriftgelehrter vor allem dem Unterricht, denn Vielen war die Heilige Schrift gar nicht mehr bekannt.

Manchmal ist Esra auch sehr radikal, zum Beispiel, wenn es um die sogenannten „Mischehen“ geht. Manche Israeliten hatten Leute aus anderen Stämmen geheiratet und damit gegen das traditionelle Gesetz von Moses verstoßen. Esra sieht darin einen Abfall von Gott und setzt alles daran, diese Mischehen aufzulösen. Aus heutiger Sicht ist das kaum nachvollziehbar, aber damals war das ein riesengroßes Problem. Vielleicht kann man sagen, dass Israel sich zuerst selbst finden musste, seine eigene Identität klären musste, bevor es sich mit anderen Völkern mischen konnte.

Auf jeden Fall hat Esra viel für den Neustart Israels getan… Und durch ihn hat sich vieles erfüllt, was die Propheten in den langen Jahren des Exils angekündigt hatten. Und nicht zuletzt wegen ihm wurden die Weisungen von Moses nicht völlig vergessen, sodass wir sogar heute noch die 10 Gebote kennen.

Die Botschaft:

  • Gute Planung ist wichtig – aber am Ende braucht man für große Projekte auch Gottes Hilfe. Wenn du etwas Neues in die Hand nimmst, lege es zugleich auch im Gebet in Gottes Hand.
  • Wenn du etwas geschafft hast und wenn du ein Ziel erreicht hast: gönn dir Zeit zur Erholung!
  • Wo sind für dich Orte, wo Gott da ist? Wo zieht es dich hin, wenn du ihn suchst?

Zum Weiterlesen:

  • Neh 8, 1-12: Esra liest das Gesetz des Moses vor und unterrichtet das Volk. Aber er will keine Trauer, sondern die Weisung Gottes soll Anlass zu Fest und Freude sein.
  • Esra 7,11-26: Erlass des Perserkönigs, in dem er Esra viel Unterstützung zusichert.

Aktuell im Lesejahr:

  • Zeit im Jahreskreis (23.09.2019): Mit dem Perserkönig Kyrus erfüllt sich, was die Propheten angekündigt hatten: die Israeliten dürfen in ihre Heimat zurückkehren. (Esra 1,1-6)
  • Zeit im Jahreskreis (24.09.2019): Der Tempel in Jerusalem wird wiederaufgebaut und feierlich eingeweiht. (Esra 6,7-20)
  • Zeit im Jahreskreis (25.09.2019): Esra betet und bittet um Vergebung für die Schuld seines Volkes. (Esra 9,5-9)

Eva-Maria Steinlein, Referentin KJÖ