Barnabas – Ein Freund zum Trösten und Streiten

Die Story:

Was würden wir tun, wenn wir ein Schockerlebnis mit jemanden hinter uns haben, noch dazu ein Schockerlebnis, bei dem Blut geflossen ist? Mit einem Fanatiker, der eine öffentliche Hinrichtung organisiert hat, ganz im Stil vom Islamischen Staat? Da kann es nur heißen: einen weiten Bogen machen und vielleicht sicherheitshalber die Polizei rufen! Josef, genannt Barnabas, „Sohn des Trostes“, ist aber anders: Während die Jerusalemer Gemeinde dem jungen Studenten aus Tarsos mit dem Namen Saul, diesem „Spion“, die kalte Schulter zeigt, hat Josef Barnabas instinktiv eine Intuition: Wenn sich Saul wirklich bekehrt hat, wäre dies eine Sensation, vielleicht sogar ein Durchbruch. Wenn jemand von der Rabbineruniversität zum jungen Christentum finden würde, hätten sie endlich einen Sprecher, der mit allen intellektuell mithalten könnte. Josef Barnabas geht also auf Saul zu und beide werden dicke Freunde. Gemeinsam verbindet beide eine Vision: die Verheißung, dass sich Menschen aus allen Völkern zum wahren Gott bekehren sollten, wollten sie in die Tat umsetzen.

Beide schließen sich also in die Arme: Barnabas, der als einer der treuesten Jünger galt und all seinen Besitz in die Armenkasse der Urgemeinde in Jerusalem eingebracht hatte, und Saul, der nach seinem Damaskuserlebnis seine innere Blindheit erkannt hatte und nun als Paulus zu einem glühenden  Anhänger der neuen Lehre geworden war. Barnabas war derjenige, der den Kontakt mit den Aposteln vermittelte und schließlich Paulus für die Mission unter den Nicht-Juden in Antiochia gewinnen konnte. Das war ein wichtiger historischer Moment, denn hier unternahm man wegweisende Schritte, die später dfür alle Christen gelten sollten: Wenn du nach dem  Schnitzel ein Eis als „Dolce“ essen kannst, dann verdankst du das Barnabas, denn ein strenger Jude darf nie Fleisch zusammen mit Milchprodukten essen. Dann gibt es aber noch 365 andere Vorschriften, die wir gar nicht alle kennen. Beide, Barnabas und Paulus, waren es, die diese neue Freiheit der Christen beim „Apostelkonzil“ in Jerusalem durchsetzen konnten – für dich und mich.

Schließlich kam es zwischen den beiden Missionaren zu dem großen Krach. Paulus wollte auf keinen Fall jemanden in sein Missionsteam aufnehmen, der feig davongelaufen war. Barnabas verteidigte hingegen seinen Neffen Johannes Markus und zog mit diesem weiter nach Zypern. Hier wurde er im Jahr 61 in Salamis als Märtyrer zu Tode gesteinigt, Paulus wurde sechs Jahre später in Rom zum Märtyrer des christlichen Glaubens. Und Markus? Der „Feigling“ wurde immerhin zum Autor des ersten Evangliums.

Die Botschaft:

  • Lehne niemals jemanden nur wegen Vorurteilen ab.
  • Der Heilige Geist lässt uns große Projekte ins Auge fassen: Sei missionarisch.
  • Sei großzügig: Gott hat auch dir viel Freiheiten gegeben.

Zum Weiterlesen:

  • Apg 11,19-30: Barnabas erklärt sich bereit nach Antiochia zu gehen, um die junge Gemeinschaft zu betreuen, er sucht und findet Paulus.

Aktuell im Lesejahr:

  • Apg 15,1-41: Die neue Freiheit in Christ, Frucht der Erlösung, nicht das Gesetz macht uns heilig, sondern das Blut Christi.

P. Wolfgang Buchmüller, Hochschule Heiligenkreuz