Pilgern ohne Wandern – die Junge Kirche Salzburg in Taizé

„Es ist wie Pilgern, aber ohne Wandern,“ so erklärt die 23-jährige Theresa ihren Aufenthalt mit der Jungen Kirche Salzburg in Taizé, einer ökumenischen Gemeinschaft von Brüdern im französischen Burgund, die jedes Jahr Jugendliche aus aller Welt empfängt.

Gemeinsam mit zweitausend anderen jungen Menschen hat auch eine 16-köpfige Gruppe der Jungen Kirche Salzburg eine Woche in Taizé verbracht. Dort übernehmen die Besucher*innen verschiedene Arbeitsaufgaben im Alltag der Gemeinschaft wie das Vorbereiten der Mahlzeiten, Müll aufsammeln, Putzen der Sanitäranlagen oder Aufräumen der Kirche. Dabei übernachten sie in Barracken oder – wie unsere Reisegruppe – in Zelten. Die Tage sind durch die Arbeitsaufgaben, Bibeldiskussionsrunden, drei Mahlzeiten und drei Gebete strukturiert: Morgengebet, Mittagsgebet und Abendgebet.

„Für mich sind die Gebetszeiten in Taizé immer etwas ganz Besonderes,“ sagt die 24-jährige Jelena: “Es fühlt sich an, als würde die Luft in der Kirche vibrieren, wenn tausende Menschen gemeinsam Lieder in den unterschiedlichen Sprachen singen und dann alle für acht Minuten in die Stille gehen. Das macht einfach etwas mit dir.“

In Taizé wird gelebt, was in vielen Teilen der Welt nahezu unmöglich erscheint: Menschen unterschiedlichster Nationen leben in Frieden und Harmonie zusammen, arbeiten zusammen und beten zusammen. Die Spaltung in der Welt vor den Toren der Community wird dabei nicht vergessen. Nachmittags werden Workshops zu konfliktfreiem Zusammenleben unterschiedlicher Völker und Kulturen, Klimakatastrophe, Politik oder anderen gesellschaftlichen Themen für die jungen Erwachsenen angeboten.

„Es ist eine Tatsache, dass im Europa des ausgehenden 20. Jahrhunderts manche Jugendliche an tiefer Enttäuschung, Skepsis und unter der hartnäckigen Frage nach dem Warum und Wozu leiden,“ sagte der Gründer der Communauté von Taizé, Frère Roger, schon 1989 in einem durch den kalten Krieg und dem eisernen Vorhang gespaltenen Europa. Über 35 Jahre später hat dieser Satz nicht an Aktualität verloren.

„Taizé ist ein Ort, an dem man sich selbst und damit Gott näherkommen kann,“ sagt Mitreisender Rafael Haigermoser, Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich. Das einfache Leben, der Rhythmus und die internationale Gemeinschaft zeige, dass ein gutes und zufriedenes Leben in Frieden mit unseren Mitmenschen nicht nur möglich, sondern auch erstrebenswert sei, sagt der 25-Jährige: „Dabei ist es absolut notwendig, dass wir uns gemeinsam mit den großen Herausforderungen unserer Zeit (Klimakatastrophe, Krieg, politische Spaltung, uvm.) auseinandersetzen.“

Er habe in dieser Woche zahlreiche Workshops in Taizé besucht und nutzt die Gelegenheit, sich mit jungen Menschen aus der ganzen Welt darüber auszutauschen, was ihn bewegt. Bei einer Gesprächsrunde mit Frère Matthew konnten die Jugendlichen den neuen Prior der Bruderschaft kennenlernen und mit ihm über aktuelle Themen sprechen.

Beim Pilgern ohne Wandern geht es aber auch ganz viel um Selbstreflexion. Die 29-jährige Sandra verbringt bereits zum zehnten Mal eine Woche in Taizé – warum? „Ich lerne in Taizé immer so viel über mich selbst: sei es in den Bibelrunden, in den Begegnungen mit fremden Menschen die plötzlich zu engen Vertrauten werden oder in der Stille. Irgendwie gibt mir dieser Ort immer genau das, was ich gerade brauche.“

 

Fotos: (c) KJ Salzburg

 

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