Was bedeutet die Familiensynode für die Jugendpastoral?

„Portrait of a bishop“ by Neil Cummings. CC BY-SA 2.0.

Ein Kommentar

Wir haben gesehen: Weltkirche ist ziemlich vielfältig

Eine der meistbeachtesten Bischofssynoden überhaupt ist vergangenen Sonntag zu Ende gegangen. Sie hat nicht nur gezeigt, dass auch in der Kirche hitzig diskutiert wird, sondern auch ihre globale Dimension offenbart. Weltkirche ist ziemlich vielfältig. Wir haben (so der Papst) gesehen, dass das, „was einem Bischof eines Kontinents als normal erscheint, sich für den Bischof eines anderen Kontinents als seltsam, beinahe wie ein Skandal herausstellen kann“.

Das abgestimmte Dokument spart auch deswegen viele mehrheitsunfähige Themen aus. Es bleibt zudem über weite Strecken unkonkret. Das beanstanden nicht zuletzt einzelne Kardinäle. Sie vermissen ein klares Bekenntnis zur Unauflöslichkeit der Ehe. Und an keiner Stelle lesen sie heraus, dass wiederverheiratete Geschiedene nun die Möglichkeit hätten, zur Kommunion zu gehen. Viele interpretieren das anders.

Bewegung auf der „Ebene der Haltung“

Im deutschsprachigen Raum wird die Bedeutung der Synode auf einer anderen als auf der kirchenlehramtlichen Ebene gesehen. Die Synode hat eine Streitkultur entwickelt und innerkirchliche Differenzen öffentlich gemacht. Sie hat dazu geführt, dass die Kirche die weltweiten Familienrealitäten besser im Blick hat und die Ortskirchen (Kirchen der einzelnen Länder und Regionen) sowie die Gewissensentscheidung gestärkt. Sie hat mehr auf der „Ebene der Haltung“ getan, mit der sich die Kirche Menschen und Welt zuwendet, als auf der Ebene lehramtlicher Definitionen. Die wahren Verteidiger der Lehre sind lt. Papst Franziskus nicht jene, „die den Buchstaben verteidigen, sondern die, welche den Geist verteidigen.“ Das Schlüsselwort ist dabei Barmherzigkeit geblieben.

Aber was bedeutet die Synode für die Jugendpastoral?

Von Anfang an war klar, dass bei der Synode die kirchliche Lehre nicht angekratzt werden wird. Sie war immer als „Pastoralsynode“ angekündigt worden. Aber was bedeutet sie für die Jugendpastoral in Österreich? Auf den ersten Blick scheinbar so gut wie nichts. Der BDKJ hat sich unmittelbar nach der Synode mit einem Statement zu Wort gemeldet. Darin kritisiert er, dass Jugendliche und ihre Themen (außereheliche und homosexuelle Beziehungen, Verhütung) kaum zur Sprache gekommen sind.

Die „Jugend“ bleibt unsichtbar

Ein Grund könnte sein, dass in Hinblick auf Ehe und Familie die „Jugend“ nur schwer greifbar wird. Jugendliche finden sich in verschiedenen Familienrollen. Zum einen sind sie in der Rolle der Kinder bzw. Glieder einer bestehenden Familie. (Wie wichtig diese für Jugendliche ist, zeigt nicht zuletzt die aktuelle Shell-Studie.) Zur gleichen Zeit sind Jugendliche aber selber auf dem Weg, Familien zu gründen, Paarbeziehungen einzugehen und Beziehungsformen auf ihre Eignung hin zu prüfen. Ehe und Familie sind in dieser doppelten Hinsicht für Jugendliche relevant. Sie selber bleiben darin aber meistens unsichtbar.

Die „Randthemen“ sind oft entscheidend

Ein zweiter Grund könnte darin liegen, dass außereheliche Beziehungen, Homosexualität oder Verhütung (auch bei den österreichischen Fragebogen-Ergebnisse die jugendbestimmenden Themen) eben nicht das eigentliche Thema der Familiensynode waren. Das ändert aber nichts an ihrer Brisanz für viele österreichische Jugendliche. Oft sind es die vermeintlichen Randthemen, die darüber entscheiden, ob man sich von Kirche in Hinblick auf Beziehung und Ehe etwas sagen lassen will. Die Verbindungslinie zu Ehe und Familie sollte im Blick bleiben. Schließlich thematisiert sich ab dem Zeitpunkt, wo Paarbeziehungen eingegangen werden, das kirchliche Konzept der Ehe mit.

Sehen – urteilen – handeln – feiern

Auch für die Jugendpastoral wird spannend, was der Papst aus den Synodenergebnissen macht. Erst hier kann eine breitere Interpretation für das pastorale Handeln vor Ort einsetzen. Was heißt das für die gelebte Praxis, auf die es schlussendlich ankommt? Die „Ebene der Lehre“, was sie bedeutet und wie man sich zu ihr verhalten kann, darf da nicht außen vor bleiben. Auf der „Ebene der Haltung“ geben die Synodendynamiken unserer jugendpastoralen Arbeit aber schon jetzt Aufwind. Schließlich folgen wir dem Prinzip sehen-urteilen-handeln(-feiern), das sich auch in der Methodik der Familiensynode niedergeschlagen hat.

(„Zitate“ aus der Schlussansprache des Papstes)

Hintergrundinfos & Materialien zur Familiensynode