Vorsynode Tag 2 – Diskussionen

Vorsynode Foyer

In Rom regnet es heute schon den zweiten Tag fast durchgehend. Daher ist es in den Sitzungsräumen wirklich kalt. Wir warten alle schon sehnsüchtig auf die Sonne!
Heute am Vormittag hatten wir wieder Sprachgruppen und wir diskutierten hauptsächlich über das Thema Berufung. Außerdem haben wir uns länger damit beschäftigt, welche Eigenschaften eine Person haben sollte, die junge Menschen begleitet. Für mich war doch etwas überraschend, dass wir uns so einig waren. Es wurde von allen gemeinsam festgestellt, dass ein Begleiter nicht zwingend ein Priester oder Ordensmensch sein muss. Die Authentizität, die Objektivität und das Einfühlungsvermögen der Person wurden als sehr wichtig erachtet. In meiner Sprachgruppe wurde also gesagt, dass ein Begleiter ein Mann oder eine Frau ist, die versucht den Jugendlichen neue Wege zu zeigen, diese auch herausfordert und keinesfalls die eigene Meinung auf den jungen Menschen überstülpt. Es braucht gegenseitiges Vertrauen und Respekt im gesamten Prozess.
Am Vormittag wurden einige Fragen gestellt, die in der Gruppe nicht ganz konsensual zu beantworten waren. Ich denke, dass dies zeigt, dass es in der katholischen Kirche nicht eine universale Meinung gibt. In unserer Gruppe haben wir es geschafft, dass wir die gemeinsamen Nenner finden und trotzdem jeder seine eigenen Vorstellungen behält.
Am Nachmittag waren die Diskussionen zu den Fragen zur pastoralen Tätigkeit der Kirche dran. Da gab es dann doch einige Meinungsverschiedenheiten und die Diskussionen wurden ganz schön hitzig. Wie man am Photo sieht, gingen die Diskussionen auch in der Pause weiter.

Meiner Meinung nach funktioniert das Zuhören hier gerade besser als in manchen Pfarren, Diözesen oder Gruppierungen. In den Sitzungen hat man das Gefühl, dass wir alle hier an einem Strang ziehen und gemeinsam in der Kirche etwas bewegen wollen.
Jetzt am Abend hab ich das Gefühl, noch nie so viel diskutiert zu haben. Es war sehr herausfordernd und anstrengend. Aber ich bin zufrieden, weil ich denke, dass wir alles diskutiert haben, was auf den Tisch kam.

Eine Frage schwebt mir gerade noch im Kopf herum, die heute während den Diskussionen von einem Atheisten gestellt wurde:
„Warum ist es für euch schwierig, dass ich nicht glaube. Ich versuche ja trotzdem die Welt besser zu verlassen als ich sie vorgefunden habe, als ich geboren wurde. Was ist das Problem, wenn ich nicht glaube?“

Mir fällt gerade auf, dass ich mit vier Europäern in einem Raum sitze und wir alle wie wild auf unseren PCs tippen. Im Hintergrund höre ich, dass in der Eingangshalle wieder lautstark afrikanische Lieder gesungen werden. Ich will draus jetzt keine Schlussfolgerung ziehen, aber es zeigt mir, dass hier bei dem Treffen so viele Kulturen zusammenkommen, das ist wirklich beeindruckend!