Querida Amazonia

Amazonien ist knapp 10.000 Km von Österreich entfernt. Dennoch ermutigt uns Papst Franziskus diese Region so zu betrachten als wäre es unser eigenes Land. Denn das Gleichgewicht des Planeten hängt vor allem von der Gesundheit Amazoniens ab.

Die Kirche habe sich in ihrer Vergangenheit an der Urbevölkerung Südamerikas schuldig gemacht. Dafür bat Papst Franziskus in seinem Nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia um Vergebung. Dennoch sieht er die Kirche in der Verantwortung Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen vor denen die Amazonasregion steht zu finden.

In seinem Schreiben warnt der Papst unter anderem vor neuen Formen des Kolonialismus. Die Interessen weniger mächtiger Unternehmen dürften nicht über das Wohl Amazoniens und der gesamten Menschheit gestellt werden. Man muss sich bewusstwerden, dass die gegenwärtige Art mit diesem Land umzugehen dazu geführt habe, dass viele Reichtümer des Lebens und der Natur nicht mehr existieren oder bald aussterben. Die Ausbeutung der Amazonasregion hat weitreichende Folgen für die indigenen Kulturen, die von Fremdenfeindlichkeit, sexueller Ausbeutung und Menschenhandel bedroht sind.

Alle diese Herausforderungen sollen die Kirche dazu führen sich selbst neu zu denken, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden das Evangelium in den unterschiedlichen Epochen, Regionen und Kulturen hineintragen zu können. Neben dem christlichen Glauben gibt es noch viele andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel politische Programme oder andere soziale Initiativen, den Nöten und Ängsten, der dort lebenden Menschen zu begegnen.

Die Kirche ist aufgefordert sich zu verändern. Dies gilt nicht nur für ihre Begegnung mit den Menschen auf dem südamerikanischen Kontinent. Von den Anregungen des Papstes, kann auch die Kirche in Österreich viel lernen.

Die Kirche braucht die Erfahrungen ihrer Unvollkommenheit, um sich für eine Reihe neuer Wege öffnen zu können.
Der Austausch zwischen den Menschen sollte in Solidarität und ohne Ausgrenzung geschehen.
Ein eintöniges Christentum ist nicht möglich und dieser Gedanke sollte aufgegeben werden. Die Vielfalt der Kirche ist bunt und offen für alle Kulturen und Lebensvorstellungen.
Mit seinem Schreiben möchte Papst Franziskus eine kirchliche Kultur ermöglichen die von Laien geprägt ist, „was nur zu verwirklichen ist, wenn die Laien eine wirksame zentrale Rolle innehaben“ (QA 94).
Gegen ein falsches Verständnis des Priestertums betont der Papst, dass dieser Dienst keine Überordnung gegenüber den anderen bedeutet.

Es ist ein erster Schritt, dass vermehrt der Blick auf die Bedeutung der Frauen im Wirken der Kirche gerichtet ist. Frauen hielten in den unterschiedlichen Regionen die Kirche über Jahrzehnte hinweg aufrecht. In einer synodalen Kirche sollten daher die Frauen Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben (QA 103). Frauen sollen einen echten und effektiven Einfluss in der Organisation, bei den wichtigsten Entscheidungen und bei der Leitung von Gemeinschaften haben.
Dieses Schreiben ist dennoch kein wirklicher Fortschritt. Viele Frauen weltweit fordern Veränderungen im Bereich Weiheamt für Frauen. Die Kirche kann diese Forderungen nicht unbeantwortet lassen. Die Kirche kommt nicht daran vorbei neue Wege zu gehen, wenn man die Stimmen dieser Frauen wirklich ernst nimmt und hört.

Das Nachsynodale Schreiben bietet viele Ansätze für neue Reformwege, welche allerdings vom Papst nicht konkret ausgereift werden. Hierfür kann man Papst Franziskus kritisieren, welcher immer wieder neue Richtungen für die Kirche vorschlägt, aber nicht bereit ist diese Wege konsequent zu gehen.