Johannes Nepomuk

Sein Leben:

Johannes Nepomuk stammte aus einer nichtadeligen Juristenfamilie und machte als Beamter in der Verwaltung der Erzdiözese Prag Karriere. Zunächst war er als Laie Sekretär und Notar, später wurde er zum Priester geweiht. Schließlich ernannte ihn der Erzbischof von Prag zum Generalvikar, also so etwas wie den „Manager“ der Diözese. Johannes kirchenrechtliche Kompetenz und sein Verhandlungsgeschick machte ihn quasi zum „Chefverhandler“ des Erzbischofs von Prag in kirchenpolitisch äußerst schwierigen Zeiten. Während zwei Päpste in Avignon und Rom regierten, nutzte König Wenzel IV. die Gelegenheit, die Kirche in seinem Herrschaftsgebiet in ihren Rechten einzuschränken. Das rief unter anderem Johannes Nepomuk auf den Plan, der diese zusammen mit anderen Geistlichen zu verteidigen versuchte – mit Erfolg.

Dadurch geriet er jedoch ins Visier des Königs. Johannes, der Erzbischof und einige andere wurden gefangen genommen und gefoltert. Während dem Erzbischof die Flucht gelang, wurde Johannes Nepomuk von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertränkt, was die im Mittelalter übliche Todesstrafe für Geistliche war. Durch seine Hinrichtung riskierte der König keinen Eklat im Adel, da Johannes „nur“ aus einer bürgerlichen Familie stammte und nicht adlig war. Heute wird Johannes Nepomuk als Patron der Brücken und der Beichtväter verehrt.

Spiritueller Impuls: Wie weit darf ich gehen?

Johannes Nepomuk muss oft vor der Frage gestanden haben, welche Mittel im Kampf für die Interessen der Kirche gegenüber staatlicher Macht gerechtfertigt sind. Wo endet strategisches Verhandlungsgeschick und wo beginnt die Intrige? Worum geht es mir in einem Interessenskonflikt – um die Sache selbst, um Anerkennung, um Einfluss? Welche Anliegen sind es wert, für sie zu kämpfen?

(Vera Hofbauer, Ehrenamtliche KJÖ)