Jeremia – der gescheiterte Prophet?

Untold Stories - Jeremia

Die Story:

Manchmal ruft Gott uns zu Aufgaben, um die sich keiner reißen würde. So ging es Jeremia, einem Propheten, der lieber kein Prophet gewesen wäre. Jeremia wurde um 647 v. Chr. geboren als Sohn einer Priesterfamilie in Anatot, einem Ort nördlich von Jerusalem. Als er von Gott zum Propheten berufen wird, wendet er dagegen ein, er sei noch zu jung. Doch Gott lässt das nicht gelten. Wen Gott erwählt, dem gibt er auch die Kraft und den Mut dazu. Obwohl Jeremia mit seiner Mission auf viel Widerstand stößt und sogar verfolgt wird, steht über seinem Leben die Zusage Gottes: „Ich bin mit dir, um dich zu retten“.

Etwa 40 Jahre lang versucht er seinen Landsleuten zu zeigen, wohin ihr falsches Verhalten führen wird. Für ihn ist klar: wenn die Menschen Gott vergessen und sich falsch gegenüber ihren Mitmenschen verhalten, dann befindet sich das ganze Land auf dem Weg in die Katastrophe. Und wenn der König nur noch auf politisches Taktieren vertraut, gerät das Land auch außenpolitisch in große Gefahr. Jeremia mahnt und klagt. Aber die Menschen wollen das nicht hören – und versuchen den unangenehmen Jeremia loszuwerden. Und Jeremia? Er ist kein Superheld, dem das alles nichts ausmacht. Er ist ein Mensch. Er leidet unter dieser Ablehnung. Er wird wütend, auf die Menschen, die ihm Böses wollen und auf Gott, der ihn erst in diese Situation gebracht hat. Und trotzdem hält er an seinem Auftrag fest.

Dann beginnt die Katastrophe: die Neubabylonier nehmen das Land ein und verschleppen die Oberschicht. Es geschieht genau das, wovor Jeremia gewarnt hatte. Doch nun feiert er nicht seinen Erfolg, nach dem Motto: ich habe es euch ja gesagt. Sondern beauftragt durch Gott, verkündet er mitten in dieser schweren Zeit, dass eine neue, bessere Zeit kommen wird. Er tröstet das niedergeschlagene Volk. Das Volk hatte eine Chance zur Umkehr und hat sie nicht genutzt – aber so leicht gibt Gott nicht auf. Gott vergibt und schenkt selbst eine hoffnungsvolle Zukunft. Jeremia zeigt das seinen Landsleuten ganz deutlich, denn mitten in der Kriegszeit kauft er einen Acker, auf dem er etwas anpflanzen wird. Das heißt: Bald wird wieder Frieden kommen, dann kann man wieder der Landwirtschaft nachgehen, nicht dem Krieg.

Am Ende wird Jerusalem zerstört und auch Jeremia muss nach Ägypten fliehen. Dort verliert sich seine Spur. Ist er gescheitert? Es sieht auf den ersten Blick so aus. Aber Jahre nach seinem Tod geschieht tatsächlich das, was er verkündet hat: das Volk darf aus der Gefangenschaft in sein Land zurückkehren, es gibt einen neuen Anfang. Letztlich hält Gott sein Wort.

Die Botschaft:

  •  Niemand ist zu jung, um von Gott zum Propheten berufen zu werden!
  • Manchmal muss man unangenehme Dinge sagen, für die man sicher keinen Beifall ernten wird. Aber jemand muss es aussprechen. Nur Mut, mit Gottes Hilfe ist es möglich!
  • Es ist Fastenzeit, also auch Zeit über sein Verhalten gegenüber Gott und den Mitmenschen nachzudenken. Es ist Zeit für Umkehr und einen Neuanfang, egal ob im Alltag oder mitten in einer aussichtslosen Situation.

Zum Weiterlesen:

  • Jer 1,4-19: Jeremia ist jung und glaubt nicht, dass er schon ein Prophet sein kann. Aber Gott hat genau ihn für diesen Auftrag ausgesucht.
  • Jer 15,10-21: Jeremia ist wütend auf Gott und die Menschen, die ihn verfolgen.

Aktuell im Lesejahr:

  • 4. Sonntag der Fastenzeit (11.03.2018): Das Volk hörte nicht auf Gottes Mahnung, deshalb geschieht die Katastrophe des Exils. Aber genauso wie das verheißene Unheil, so bewahrheitet sich auch das Heil, das Jeremia verheißen hat. (2 Chr 36, 14-16.19-23)
  • 5. Sonntag der Fastenzeit (18.03.2018): Gott selbst schenkt einen neuen Bund und vergibt so seinem Volk. (Jer 31,31-34)

Eva-Maria Steinlein, Referentin KJÖ