Ijob – wo ist Gott im Leid?!?

Die Story:

Ijob („Wo ist mein Vater (-Gott)?“) lebt vorbildlich, er ist ein besonders guter und frommer Mann. Er hält sich an alle Gebote Gottes und ist mit reichem Besitz gesegnet.

Der Satan aber behauptet, dass Ijob nur deswegen so „brav“ ist, weil er etwas davon hat. Gott erlaubt dem Satan also, Ijob zu testen und ihm alles wegzunehmen, was ihm gehört. Mit einem Schlag verliert Ijob sein Vieh, seine Dienerschaft und seine zehn Kinder. Doch Ijob nimmt seinen Verlust gottergeben hin. Darauf meint der Satan, er hält nur an Gott fest, weil ihm selber nichts passiert – so darf der Satan ihn auch mit Krankheit schlagen. Ijob bekommt eine schwere Krankheit, aber auch jetzt noch weigert er sich, Gott zu verfluchen.

Er trauert tief und seine drei Freunde kommen, um ihn zu trösten. Doch irgendwie gelingt das nicht, es klingt alles hohl für ihn. Nach sieben Tagen des Schweigens bricht es aus Ijob heraus: Er klagt und verflucht den Tag seiner Geburt. Darauf folgt eine schwere Auseinandersetzung mit seinen Freunden.

Die Freunde suchen nach einem Grund für sein Leid: Der Mensch ist halt von Natur aus schwach; Ijob muss gesündigt haben, jetzt leidet er dafür; man kann Gottes Pläne nicht durchschauen.

Ijob aber fühlt sich unschuldig, findet Gott total unfair und verliert alle Hoffnung. Am liebsten würde er gleich sterben. Er kann nicht glauben, dass sein Gott so zu ihm ist, beklagt sich bei ihm und fordert eine Antwort auf seine Fragen.

Den Freunden hält er entgegen, dass oft die ärgsten Verbrecher sich‘s gut gehen lassen – er aber ist unschuldig. Die Freunde reden nur über Gott statt zu ihm und statt solidarischem Mit-Leiden mit Ijob machen sie ihm Vorwürfe. Er aber wendet sich klagend, fragend und bittend an Gott.

Nun endlich, nach langem Schweigen, antwortet Gott: Die Reden der Freunde lässt er nicht gelten. Gott weist zurück, dass menschliches Leid immer daher kommt, dass der Arme oder Kranke gesündigt hat. Dann lenkt er den Blick Ijobs vom Selbstmitleid weg auf die Schöpfung und damit auf Gott und das Geheimnis seines eigenen Lebens. Ijob erfährt Gott direkt: „Vom Hörensagen nur hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich geschaut.“ Daraufhin erklärt Ijob den Streit für beendet. Es ist ein Weg vom Glauben zum Schauen, einem tiefen inneren Erfahren Gottes.

Danach geht es mit Ijob wieder bergauf: Er wird gesund, bekommt wieder 10 Kinder und sein Besitz wird noch größer als davor.

Die Botschaft:

  • Es ist erlaubt und sogar gut, Gott alles an den Kopf zu werfen, was man nicht versteht oder nicht mehr aushält.
  • Auch wenn es dir schlecht geht und du wütend auf Gott bist oder ihn gar nicht mehr verstehst: Bleib dran, rede weiter mit ihm!
  • Oft fühlen wir uns hilflos, wenn es einem Freund, einer Freundin schlecht geht. Oft reicht es, einfach da zu sein. Wenn man nicht selber so etwas durchgemacht hat, verschlimmern gut gemeinte Worte die Situation oft nur.

Zum Weiterlesen:

  • Ijob 13: Ijob beklagt sich über die Freunde, die nur leere Phrasen dreschen, anstatt einfach mit ihm auszuhalten.

Aktuell im Lesejahr:

  • Zeit im Jahreskreis (01.10.2018): Ijob verliert alles, was er hat (Ijob 1,6–22)
  • Zeit im Jahreskreis (02.10.2018): Ijob verflucht sein ganzes Leben (Ijob 3)
  • Zeit im Jahreskreis (03.10.2018): Ijob fühlt sich ohnmächtig vor Gott (Ijob 9,1-16)
  • Zeit im Jahreskreis (04.10.2018): Ijob bittet seine Freunde, dass wenigstens sie zu ihm stehen sollen (Ijob 19,1-27)
  • Zeit im Jahreskreis (05.10.2018): Gottes Antwort: Seine Schöpfung ist kein Chaos (Ijob 38,1-21; 40,3-5)
  • Zeit im Jahreskreis (06.10.2018): Ijob begreift Gott neu und sein Leben wendet sich wieder zum Guten (Ijob 42, 1-17)

Ingrid Mohr, Referentin für Bibelpastoral Erzdiözese Wien