Daniel – nur ein Träumer?

Die Story:

Schon in seiner Jugend muss Daniel („Gott richtet“) seine Heimat Jerusalem verlassen. Nach der Niederlage seines Volkes wird er 597 als jüdischer Kriegsgefangener nach Babylon verschleppt. Doch Daniel ist ein talentierter junger Mann. Deshalb wird er ausgewählt und bekommt eine gute Ausbildung am Königshof von Nebukadnezzar. Es ist nicht leicht, dem eigenen Glauben in einem fremden Umfeld treu zu bleiben: alle anderen glauben etwas anderes und folgen anderen Regeln. Aber Daniel hält trotz verschiedener Herausforderungen konsequent am eigenen Glauben fest.

Dann kommt die Chance, in der Daniels Talente hervorbrechen und bekannt werden: der König Nebukadnezzar hat einen beunruhigenden Traum. Da er den Traum nicht versteht und ihm keiner seiner Berater dabei helfen kann, will er aus Wut alle Berater umbringen lassen. Auch Daniel ist in Gefahr. Doch Daniel erfährt davon und im Gebet beginnt er den Traum des Königs zu verstehen. Dann geht er mutig zu Nebukadnezzar und deutet ihm seinen Traum. Er erklärt ihm, dass sein Reich „auf tönernen Füßen“ steht, denn das Reich Gottes wird kommen und alle Königreiche werden zu Ende gehen. Aufgrund seiner Begabung wird Daniel dann immer wieder vom König gerufen, um dessen Träume zu deuten.

Einige Zeit später wird Darius König. Er will Daniel wegen seiner Weisheit zum höchsten Beamten im Reich machen. Aber die anderen Beamten sind eifersüchtig und suchen einen Weg um Daniel zu beseitigen. Sie bewegen König Darius dazu, ein Gesetz zu erlassen, das allen30 Tage lang verbietet jemand anderen als den König um etwas zu bitten. Daniel lässt sich davon nicht beirren und betet weiterhin zu Gott. Er wird dabei beobachtet und durch die königlichen Berater angeklagt. Deshalb wird Daniel in die Löwengrube geworfen. In seinem Vertrauen auf Gott wird Daniel gerettet und übersteht die Nacht unversehrt, ohne dass die Löwen ihn angreifen.

Daniel ist nicht nur ein genialer Traumdeuter, sondern er selbst hat auch Träume und Visionen. Manchmal sind diese erschreckend und er kann sie selbst nicht ganz verstehen. Aber die Grundaussage ist klar. Das Volk Israel lebt unter einer Fremdherrschaft, die immer wieder versucht das ganze Leben der Menschen zu kontrollieren. Der Glaube Israels an den einen lebendigen Gott wird verboten und stattdessen die Verehrung des Königs gefordert – mit zum Teil harten Konsequenzen, bis zum Tod. Auch wenn die Lage aussichtslos erscheint will Daniel seinem Volk Mut zusprechen: Gott hat einen Plan. Alles, was passiert, ist in seiner Hand, auch wenn es gerade nicht danach aussieht. Die Geschichte läuft nicht in den heillosen Abgrund, sondern hat ein Ziel. Nach so viel ungerechter Herrschaft, wird das Reich Gottes kommen.

Ja, Daniel ist ein Träumer. Aber seine Träume sind keine bloßen Fantasien. Die Träume anderer, die er deutet, und seine eigenen Träume sind hochpolitisch und zugleich tief religiös. Alle ungerechten Herrschaften, unter denen so viele Menschen leiden, werden irgendwann zu Ende gehen. Dann wird allein Gott herrschen – nicht als ein neuer Tyrann, sondern als der, der er ist: der liebende Gott, der uns Menschen befreit und heilt.

Die Botschaft:

  • Vielleicht zeigen sich deine größten Talente in schwierigen Situationen, wenn andere längst aufgegeben haben.
  • Man muss nicht alles machen, was die anderen machen. Höre auf dein Gewissen und folge ihm.
  • Es gibt Hoffnung, auch in scheinbar aussichtslosen Situationen.

Zum Weiterlesen:

  • Dan 5: König Belschazzar gibt ein großes Festmahl, bei dem auch reichlich getrunken wird. Dabei erscheint eine geheimnisvolle Schrift an der Wand: „Mene mene tekel u-parsin“. Am nächsten Tag ist der König tot.
  • Dan 13: Zwei Richter klagen die Jüdin Susanna des Ehebruchs an. Sie soll hingerichtet werden. Doch Daniel meldet sich im letzten Moment zu Wort. Er zeigt, dass beide Richter aus niederen Motiven falsch ausgesagt haben und rettet Susanna vor dem Tod.

Aktuell im Lesejahr:

  • Sonntag im Jahreskreis (18.11.2018): In seiner letzten Offenbarung wird Daniel mitgeteilt, dass eine große Not kommen wird. Aber gerade, wenn es am schlimmsten wird, wird Gottes Rettung kommen. (Dan 12,1-3)
  • Christkönigssonntag (25.11.2018): Daniel sieht in einer Vision vier schreckliche Tiere. Diese stehen für die verschiedenen grausamen und gewalttätigen Weltreiche. Nachdem alle diese Reiche untergehen, kommt mit dem Menschensohn das Reich Gottes (Dan 7,2-14)

Eva-Maria Steinlein, KJÖ