Flüchtlinge und Arbeit

Impulsvortrag der Katholischen Jugend am Tag der Arbeitslosen im Rahmen der Romaria, Wallfahrt in Solidarität mit Flüchtlingen.

Arbeit – Identität – Sinn – Tag der Arbeitslosen – Flüchtlinge

Bei der Katholischen Jugend setzen wir uns intensiv mit dem Thema Arbeit auseinander. Wir versuchen dabei die unterschiedlichen Ebenen von Arbeit mitzudenken. Die Arten von Arbeit, die Voraussetzungen, die Situation der ArbeitnehmerInnen etc.
Heute ist der Tag der Arbeitslosen.

Im März 2016 verzeichnete man 45.221 arbeitslose Jugendliche unter 25 in Österreich.
Jugendarbeitslosigkeit ist ein Nährboden für soziale Ungerechtigkeit, Armut und zunehmende Radikalisierung bei Jugendlichen (vgl. AMS 2016).
Für Asylwerbende in Österreich ist die Situation nochmal verschärft, weil sie vielfach keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Viele talentierte, motivierte Menschen kommen in unser Land und wollen ihre Talente, Fähigkeiten und ihre Expertise einbringen.

Erst wenn das Asylverfahren positiv abgeschlossen und eine Person in Österreich als Flüchtling anerkannt ist oder subsidiären Schutz bekommen hat, erhält sie freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Bis es zu diesem Punkt kommt, vergehen oft Monate oder sogar Jahre. Asylwerbende werden damit in Österreich gleichsam zum Nichtstun verdammt.

Welche Auswirkungen hat das? Welche Dimensionen berührt das?

Arbeit bedeutet aber nicht einfach nur Geldverdienen oder das Bruttoinlandsprodukt füttern. Arbeit ist ebenso wesentlich für die Identität eines Menschen. In der Arbeit, im erkennen und verwirklichen unserer Potentiale entfalten wir unsere schöpferische Kraft und gestalten die Gesellschaft aktiv mit. Wir erfahren so gesehen auch eine sinnstiftende Dimension von Arbeit.

In Gaudium et spes 35 heißt es „ Wenn nämlich der Mensch wirkt, formt er nicht nur die Dinge und die Gesellschaft um, sondern vollendet auch sich selbst. Er lernt vieles, entwickelt seine Fähigkeiten, überschreitet sich selbst und wächst über sich hinaus.“
Im christlichen Kontext kann man sagen er leistet seinen Beitrag zum Heilsplan Gottes.

Arbeit gibt also Sinn. Sinn ist natürlich etwas Subjektives. Doch jede Arbeit – egal ob Presseartikel schreiben oder das Klo putzen – tut man für die Gesellschaft. Alles ist bedeutsam – diese Erkenntnis ist in vielen Bereichen verloren gegangen.

Gegenwärtige Wirtschaftsverhältnisse,  zeigen uns eine Gefährdung einer solidarischen Gesellschaft, weil sie jene Arbeit höher preist, die vor allem dem Diktat des Wirtschaftswachstums folgen. Papst Franziskus spricht in EG von einer Wirtschaft die tötet.  Die politischen und wirtschaftlichen EntscheidungsträgerInnen, ja,  wir alle sind aber dazu angehalten, die Rahmenbedingungen für eine sinnvolle Arbeit zu schaffen, hierunter fällt auch ehrenamtliche Arbeit, die einen großen Teil einer Solidaritätsgesellschaft ausmacht.
Dennoch scheint die wirtschaftliche Verwertbarkeit die oberste Maxime zu sein.

Kein  anderer Satz  fällt beim Kennenlernen neuer Menschen so häufig wie dieser: „Und, was machst du so?“ Dahinter steckt die unausgesprochene Frage: „Bist du nützlich?“ Die Arbeit bestimmt unseren sozialen Stellenwert: Sag mir, was du arbeitest – und ich sag dir, wer du bist. (…) Das Mantra unserer Zeit: Ich arbeite, also bin ich.

Es stellt sich die Frage, welcher Begriff, welche Wertevorstellung von Arbeit hier dahinter steckt und auch welches Menschenbild damit verbunden ist.
Was, wenn ich nicht arbeiten kann, weil es meine Gesundheit nicht zulässt, weil mich niemand einstellt, oder wenn ich schlichtweg keinen Zugang zum Arbeitsmarkt habe?

Wir wollen heute am Tag der Arbeitslosen, der weltweit begangen wird unsere Solidarität mit allen Menschen bekunden, die am Arbeitsmarkt durch den Raster fallen, die nicht arbeiten können, obwohl sie wollen, die in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden.
In diesem Sinne sehen wir auch unsere Teilnahme an der Romaria nicht nur als Zeichen dieser Solidarität, sondern in Bezug auf die Flüchtlinge als alternative Form des „Schulterschlusses“ und wollen so ein Mit- u. Füreinander sichtbar machen.

Quellen:
•    http://www.unhcr.at/unhcr/in-oesterreich/fluechtlingsland-oesterreich/questions-and-answers/asylsuchende-in-oesterreich.html  (Stand: 03.05.2016)
•    http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-07/gastbeitrag-arbeit-sinn (Stand: 03.05.2016)